Richtige Vorbereitung und Regeneration
Die richtige Vorbereitung kann der notwendige Baustein sein um ein Match zu gewinnen. Die Regeneration entscheidet darüber wie schnell das Training wieder aufgenommen werden kann. Mit Tennisspieler und Physiotherapeut Axel Schöck sprechen wir genau darüber.
Unser Interview mit Axel Schöck
07.02.2023 - Axel Schöck weiß wovon er spricht - und das in doppelter Hinsicht. 1999 machte er sein Staatsexamen der Physiotherapie und ist ein Experte wenn es um die Leistungsfähigkeit des Körpers geht. Zudem spielt er schon von Kleinauf Tennis. Axel ist Mannschaftsführer im Team der Herren 40-1 und hat über die Jahre viel Erfolge im WTB gesammelt. Axel ist der perfekte Ratgeber rund um das Thema Vorbereitung und Regeneration im Tennissport.
Über Axel Schöck
Axel Schöck ist vielen Mitgliedern bei der TABB bekannt. Seit Jahren ist er Mannschaftsführer des Herren 40-1 Teams welches Jahr für Jahr erfolgreich in der Württemberg-Liga aufschlägt. Beruflich ist Axel Schöck mit langjähriger Erfahrung als Physiotherapeut in der Krankengymnastik und Physiotherapie Praxis Thera4 in Ludwigsburg tätig. Als aktiver Tennisspieler kennt er die Belastungen die in diesem Sport auf den Körper wirken und kann mit seinem beruflichen Hintergrund beste Tipps zum Thema Trainingsvorbereitung und Regeneration geben.
TABB:
Hallo Axel, freut uns sehr, dass Du uns heute zu einem Interview zur Verfügung stehst. Wir möchten mit Dir gerne über das Thema Vorbereitung und Regeneration von Tennisspielern*innen aus physiotherapeutischer Sicht sprechen. Bevor wir jedoch loslegen: Du spielst bei uns seit vielen Jahren Tennis und bist in der Herren 40 aktiv. Wie zufrieden bist Du mit Deiner letzten Sommersaison?
Axel Schöck:
Ich bin mega happy mit der letzten Saison, denn das Saisonziel Klassenerhalt in der Regionalliga haben wir mit der 3:3 Bilanz erreicht.
Als mein persönliches Highlight verbuche ich den entscheidenden Doppelsieg gemeinsam mit meinem Bruder Thomas im Abstiegsduell gegen Baden-Baden. Ein besseres Drehbuch hätte selbst Hollywood nicht schreiben können.
TABB:
Du bist als Physiotherapeut tätig und arbeitest mit Menschen die meist schon ein körperliches Problem haben. Wäre es aus Deiner Sicht nicht sinnvoll schon vorbeugend zu einem Physiotherapeuten zu gehen? Zum Zahnarzt gehen wir ja auch regelmäßig um einen Check-Up zu machen. Warum machen wir das nicht auch für Rücken, Hüfte, Knie und Co.?
Axel Schöck:
Sehr gute Frage! Letztendlich geht es um Begriffe wie Vorsorge bzw Prävention. Der Großteil der Menschen reagiert aber erst wenn die Probleme spürbar werden oder im schlechtesten Fall die Verletzung passiert ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist sicherlich der finanzielle Aspekt.
"Checkups, Leistungsdiagnostik etc. kosten Geld. Dies ist für den normalen Hobby Tennisspieler auf jeden Fall ein Hemmschuh."
Axel Schöck über die Problematik von Checkups
Oft ändert sich diese Meinung mit der ersten eigenen Verletzung. So ein bisschen Try —Error Prinzip.
TABB:
Ist Tennis aus Deiner Sicht eher ein Sport der für die generelle Gesundheit positiv ist oder gehört Tennis aus Deinem Blickwinkel doch zu den verletzungsanfälligen Sportarten?
Axel Schöck:
Tennis ist meiner Meinung nach wirklich bis ins hohe Alter möglich und kann Spaß machen. Der Tennissport hat eine großen Vorteil, er hat keinen direkten Körperkontakt. Sportarten wie Handball, Fußball, Eishockey sind da doch anders zu betrachten. Natürlich ist Tennis technisch sehr anspruchsvoll, ich denke z.B. an die Aufschlagbewegung. Aber man muss ja nicht immer im Turniermodus sein, sondern kann Spaß an der Bewegung und an der frischen Luft haben.
TABB:
Natürlich will man Spaß und Erfolg auf dem Tennisplatz. Im Hobbybereich zählt es jedoch auch möglichst verletzungsfrei zu bleiben. Was ist aus Deiner Sicht wichtig um Verletzungen vorzubeugen? Reicht es aus, einfach die Anzahl der Matches zu erhöhen, oder muss man gezielt Grundlagen auch außerhalb des Platzes legen?
Axel Schöck:
Hier möchte ich einen wichtigen Aspekt ansprechen, der sich mit meiner täglichen Arbeit in der Praxis deckt. Nämlich das Thema Beweglichkeit / Mobilität.
Mein Eindruck ist häufig, dass die Sportler nur in Kraft und Kilogramm denken. Wieviel drücke ich an der Beinpresse oder welche Hantel nehme ich beim Biceps Curl? Leider vergessen die meisten das sie eine sitzende Tätigkeit ausüben und an einem normalen Arbeitstag kaum bis keine Bewegung haben. Die Corona Pandemie bzw. Home Office tun ihr Übriges dazu.
Ich lege sehr viel Wert auf Beweglichkeit, Stretching. Dinge wie gute Durchblutung der Muskeln, bessere Zirkulation und Versorgung der Organe sind entscheidend.
Deshalb bin ich auch Fan des Faszien Trainings.
TABB:
Wie sollte man sich vor einem Verbandsspiel auf das Match vorbereiten um die maximale körperliche Leistung abrufen zu können?
Axel Schöck:
Dies ist eine interessante Frage und lässt sich nicht mit der ultimativen Antwort regeln. Jeder Sportler ist letztendlich ein Individuum und tickt anders.
Grundsätzliche Dinge wie ausreichend Schlaf, die passende und richtige Ernährung setze ich natürlich voraus. Ich persönlich brauche z.B. nicht so viele Stunden Schlaf und höre gerne Musik beim Aufwärmen.
TABB:
Ein Thema, welches man gerade im Hobbysport ständig hört ist, dass man doch irgendwo immer "Schmerzen" hat und Schmerztabletten nimmt um weiterzuspielen. Ist das aus Deiner Sicht sinnvoll oder sollte man frühzeitig auf den Körper hören? Wie weit sind Hobbysportler da überhaupt in der Lage sich selbst einzuschätzen?
Axel Schöck:
Dieses Thema ist sehr wichtig meiner Meinung nach. Schmerzmittelmissbrauch im Amateursport.
Präventiv Schmerzmittel einzunehmen finde ich absurd und rate komplett davon ab!
Schmerzmittel haben natürlich ihren Sinn und Zweck, jedoch sollte jeder sich im Klaren sein, dass jedes Medikament Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen hat und eine gewisse Dosierung erfordert. Medikamente zu futtern wie Smarties ist gefährlich.
Deshalb immer mit dem Arzt seines Vertrauens reden, und entsprechende Strategien entwickeln.
Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.
"Die ARD hat 2020 mit dem Recherchezentrum Correctiv eine Dokumentation zu diesem Thema gedreht.“Hau rein die Pille“. Sehr empfehlenswert!"
Axel Schöck Reportage Empfehlung zum Thema "Schmerzmittelmissbrauch"
TABB:
Viele Profis sind der Auffassung, das die Regneration fast noch wichtiger ist als das Training selbst. Was würdest Du Amateurspielern*innen empfehlen um besser nach Wettkämpfen zu regenerieren?
Axel Schöck:
Auch hier gibt es nicht die einzig wahre Antwort. Jeder wünscht sich nach dem Match eine Massage, ein Entmüdungsbecken oder die Eistonne. Das ist aber sicherlich nicht die Realität. Ein wichtiger Punkt ist das Substituieren und Wiederauffüllen der Speicher, gerade wenn man mitten in einem Turnier steht oder das Wetter extrem ist.
Viele Sportler trinken zu wenig, zu unregelmäßig oder zu spät.
TABB:
Ein weites Feld, dass uns natürlich interessiert sind technische Hilfsmittel welche Regeneration und Leistungsfähigkeit steigern. Klar, die klassische Kniebandage kennt jeder. Aber heute gibt es selbst für Amateure viele technische Hilfsmittel. Von Elektrostimulation mit App Steuerung bis hin zu Reboots die das gesamte Bein umschließen und massieren gibt es diverse Hilfsmittel. Was ist hier Deine Eindruck. Welche technischen Hilfsmittel sind sinnvoll für die Regeneration?
Axel Schöck:
Dieser Markt wächst wirklich im Rekordtempo und was da mittlerweile alles angeboten wird ist selbst für mich teilweise total unübersichtlich geworden.
"Auch hier rate ich vor Schnellschüssen im Internet und teuren Käufen erstmal ab."
Axel Schöck über den wachsenden Markt von Regenerationsequipment
Ich habe mal eine kleine Aufstellung gemacht, mit der denke ich über 90% der Sportler*innen klarkommen.
Gymnastik / Yoga Matte
1-2 Thera Bänder ( grün/blau )
Kurzhanteln (1-3 kg)
Faszien Rolle / Kugeln
Kinesiotape Material
Alle weitern Fragen oder auch Ideen würde ich dann mit einem Sportphysiotherapeuten / Sportmediziner besprechen bzw. etwaige Trainingspläne erstellen.
TABB:
Sich als Sportler mit dem eigenen Körper zu befassen und diesen bessern einschätzen zu lernen ist in jedem Fall sinnvoll. Meist kommt das aber beim eigentlichen Tennis Training zu kurz. Wie siehst Du hier die Rolle eines Vereins? Sollte er auf das Thema Verletzungsvorbeugung und Regeneration näher eingehen? Eventuell den Mitgliedern Workshops anbieten?
Axel Schöck:
Hier sehe ich eher den Verband oder die einzelne Tennisschule/ Trainerteam in einer Art Vorreiterrolle. Soweit ich weiß, bietet der WTB am Stützpunkt in Stammheim ab und zu solche Workshops an z.B. zum Thema Kinesiotaping. Ich denke in der momentanen Situation sind die Vereine und aber auch Coaches mit anderen Themen mehr als genug beschäftigt. Bei gezielten Fragen würde ich jedem Sportler einen Therapeuten / Physio ans Herz legen .
Viele Praxen bieten solche Checkups , Beratungen als Privatleistungen an .
Vita
Axel Schöck
- 1999 Staatsexamen Physiotherapie an der Fachschule in Waldenburg
- Weiterbildung zum Sportphysiotherapeuten und Manualtherapeut
- Stationen in Reha Zentren in Stuttgart und Pforzheim
- Aktuell im Team der Praxis Thera4 in Ludwigsburg
Alle Infos findest Du in unserem Newsletter
Kein mehr verpassen. Abonnier noch heute den TABB Newsletter und bleib auf dem Laufenden.