Großer Bericht über Nils in der SZBZ
13.12.2024 - Bericht aus der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung vom 13.12.2024
Wie Böblingens Chefcoach die Tennis-Sparte flottmacht / Nils Muschiol ist in der zweiten Wintersaison Cheftrainer der SV Böblingen.
Tennis
Es ist die zweite Wintersaison, in der Nils Muschiol als Cheftrainer der SV Böblingen agiert. Seit seinem Start im Mai 2023 hat sich die Abteilung prächtig entwickelt, über 140 Neumitglieder wurden 2024 begrüßt. Woran ganz sicher auch Muschiol und seine Tennis Academy ihren Anteil haben, gewiss aber auch der Bau von zwei Padelcourts zur Jahresmitte. Am 7. Januar soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bereits über einen dritten Court abgestimmt werden.
Nils Muschiol lebt für Tennis. Von Kindesbeinen an ist er seine Leidenschaft. Aufgewachsen in Hildrizhausen wurde er bei der SV Böblingen groß, als deren Anlage sich noch im Silberweg befand. Der damalige Bezirkstrainer Uli Hartmann gab ihm viel mit auf den Weg. Mehrfach wurde Muschiol Deutscher Jugendmeister von U12 bis U18, feierte auch internationale Erfolge, etwa als Dritter bei den Junioren-Europameisterschaften und als Fünfter beim hochklassigen World-Junior-Turnier „Orange Bowl“ in Miami.
Alles auf die Profikarte
Muschiol verließ die Schule, setzte auf die Profikarte, spielte viele Turniere im In- und Ausland, darunter auch im Iran, Guatemala und Indien. Auf der Liste der vielen Kontrahenten, mit denen er sich duellierte, finden sich Spielernamen wie Jo-Wilfried Tsonga, Tomas Berdych und Dustin Brown. Als beste ATP-Platzierung ist er mit Platz 770 notiert, in der Deutschen Rangliste stand er auf Position 37. Für den TC Ravensburg und den TV Reutlingen trat er in der 1. und 2. Bundesliga an. Viel zu früh stoppten Verletzungsprobleme und Knieoperationen dann jedoch die Profikarriere des gebürtigen Böblingers.
„Ich wollte aber beim Tennis bleiben, damit mein Geld verdienen. Es ist das, worin ich gut bin, Tennis ist meine Leidenschaft, so wie es der Fußball für Thomas Müller ist“, sagt Muschiol. Von 2006 an arbeitet er als Tennistrainer mit der DTB B-Trainer-Lizenz und ist seit Jahren WTB-Partnertrainer. Während seiner Zeit beim TC Hirschlanden (2008-2023) führte er deren Damen und Herren aus den untersten Spielklassen bis in die Verbandsliga. „Anfangs wurde ich noch als Spieler wahrgenommen, insofern war Hirschlanden gut für meine Entwicklung als Trainer, hier konnte ich etwas von Grund auf aufbauen“, hält Muschiol fest.
"Trainer zu sein heißt nicht nur Bälle zu spielen"
Seinen leistungsorientierten Ansatz führt er nun bei der SV Böblingen im Zimmerschlag fort. Als Chef der Muschiol Tennis Academy steht er mit einem bis zu zwölfköpfigen Co-Trainerteam ein für eine einheitliche Technik und Tennisphilosophie, kann dabei auch seine Erfahrungen – aus seiner Zeit als junger Spieler einbringen und vermitteln. „Trainer zu sein ist mehr als nur auf dem Platz Bälle zuspielen, erwartet wird eine ganzheitliche Beratung, auch Elterngespräche werden immer sensibler und wichtiger“, merkt Muschiol an. Für ihn ist es selbstverständlich, bei Turniereinsätzen und Mannschaftsspielen seiner Schützlinge vorbeizuschauen, sich ein Bild von deren Leistungsfortschritt zu machen, mit ihnen im ständigen Austausch zu sein. Und wenn Not am Mann ist, auch mal aktiv bei einem Verbandsspiel auszuhelfen.
In der Tat ist Nils Muschiol die Lust am Turniertennis nicht verloren gegangen. Allein dieses Jahr hat er mehr als ein Dutzend ITF- und deutsche Ranglistenturniere gespielt, darunter während der trainingsfreien Ferienzeiten auch in Polen, der Türkei, Österreich und auf Mallorca. In seiner Altersklasse gehört er zur deutschen Spitze, wurde 2022 in der Altersklasse Herren 35 sowie im Doppel Herren 30/35 Deutscher Meister. Mitte November ehrte der WTB ihn im Rahmen einer Feierstunde für seinen dritten Platz Herren 40 bei der Sommer-DM in Ingelheim und der Titelverteidigung im Doppel in Leimen (Halle).
Mehr als 20 Titel auf dem Beach
In den Jahren 2010 bis 2017 hat sich Muschiol intensiv auch in der internationalen Beachtennis-Szene getummelt und es mit seinen jeweiligen Doppelpartnern auf mehr als 20 Titel gebracht. „Anders als beim Tennis spielt man da nicht nur für sich, sondern tritt immer als Team auf. Für mich waren das schöne Erfahrungen, die mir meinen Horizont erweitert haben. Auch geht es deutlich lockerer zu“, sagt Muschiol. Wenig verwunderlich, dass er von den Padelschwaben aus Filderstadt, Bernhausen und Herrenberg bereits Angebote erhalten hat. „Ich werde beim Padel aber wohl nur Gelegenheitsspieler bleiben, es ist für mich ja kein großer Aufwand, wo wir inzwischen eigene Plätze dafür haben. Padel tut der Atmosphäre hier im Verein richtig gut, es lockert auf. Tennisspieler können profitieren, weil das Spiel räumliches Denken und Reaktionsvermögen fördert.“
Als Coach der Böblinger Topmannschaften ist es Muschiol auch wichtig, stets schon frühzeitig die Weichen für die nächste Saison zu stellen: „Spätestens 14 Tage nach Ende der Sommerrunde will ich Klarheit über den künftigen Kader haben.“ Mit Aaron Funk, der vom TSC Renningen kam und kürzlich Deutscher U18-Vizemeister in der Halle wurde, und Mathias Dahler vom TC Bernhausen wird die SVB 2025 das jüngste Team der Württembergliga stellen können. Ähnlich sieht es bei den Damen aus, wo mit Lara Dima die frischgebackene WTB-U14-Meisterin nach Böblingen gewechselt hat. Neu ist, dass Spielerinnen und Spieler sich zudem für wenigstens zwei Jahre verpflichten. „Ich will, dass wer zu uns kommt, auch Flagge bekennt“, sagt Muschiol.